ist seit Kindesbeinen mit dem Yoga verbunden.Zu ihren Lieblingsthemen gehören außerdem Meditation, Ayurveda, Engel und Naturspiritualität. Ihre Lehrer hat sie in der Welt gefunden, u. a. beim Ayurvedic Institute, dem Chopra Center for Wellbeing, bei Yoga Vidya und in ihrem Herzen, diesem heiligen Ort, der uns lehrt, führt und erhellt. Sie ist als freiberufliche Autorin tätig und schreibt unter anderem für das Magazin Yoga Aktuell und für den Yoga Vidya-Blog.
Ich wache auf und spüre Angst. „Warum?“ frage ich mich.“ Warum hier und jetzt?“ Ich liege im kuscheligen Bett, eingehüllt in meine schöne Bettwäsche. Über mir hängt ein bezauberndes Bild vom Meer, das ich so sehr liebe. Die ersten Sonnenstrahlen scheinen durch die Gardine. Der Duft von Rosen steigt mir von draußen in die Nase. Es ist Frühling und ich weiß, dass ein herrlicher Tag auf mich wartet. Blauer Himmel, bunte Wiesen mit Frühlingsblumen, lachende Kinder. Das, wovon ich den langen, kalten Winter über geträumt habe. Warum jetzt? Warum taucht sie gerade jetzt auf, die Angst? Macht das Sinn? An jedem anderen Ort der Welt könnte ich es verstehen. Aber gerade jetzt, nach einer geruhsamen, friedlichen Nacht?
Die Verzweiflung und die Angst klettern mir den Rücken hinauf. Die Angst hat mich fest im Griff. Mein Atem stockt. Warum jetzt?! Warum verdirbt sie mir ausgerechnet diesen wundervollen Moment?!
Und dann antwortet sie mir: „Weil du dich sonst nie um mich kümmerst. Du schiebst mich immer beiseite und hast nie Zeit oder Gehör für meine Belange. Du hörst mir nie zu!“ schreit sie mich an. „Außer jetzt natürlich. Jetzt hast du Zeit. Ich habe mich angeschlichen“, sagt sie, „ganz leise“. „Ich habe gewartet, bis du nichts mehr tust: nicht fernsiehst, nicht grübelst, nichts liest oder lauscht. Ha, und da bin ich! Jetzt ist mein Moment!“ jubiliert sie. „Endlich hast du Zeit für mich. Endlich bist du still. Denn Stille ist es, die ich brauche, um zu heilen – um mich zu zeigen. Und nur, wenn du mir endlich zuhörst, kann ich auch wieder gehen, gereinigt und geklärt. Und das will ich ja auch, aber du nimmst dir ja nie Zeit für mich!“ schreit sie wütend. „Immer ist etwas anderes wichtiger. Nie finde ich Gehör!“
Sie schaut mich an die Angst, direkt ins Gesicht und ich muss lachen. Ich spüre ihre Verzweiflung, ihre Dringlichkeit. Ich beginne zu verstehen. Deshalb befällt sie mich hier und jetzt. Nie war ich für Sie da. Nie habe ich ihr zugehört. Alles andere war wichtiger. War das wirklich so? Oder hatte ich vielleicht nur Furcht, ihr ins Gesicht zu schauen? Angst vor ihrem Würgegriff? Angst vor der Angst? Bin ich vor ihr davongelaufen, anstelle ihr zuzuhören? Jetzt hat sie mich erwischt! Es gibt kein Entrinnen. Ausgerechnet in meinem Bett, an diesem herrlichen Morgen.
Nun reden wir also wir zwei. Ich höre ihr aufmerksam zu. Sie erzählt und erzählt und beruhigt sich dabei. Sie redet und redet von all ihren Nöten und Sorgen. Ich spüre, wie wenig ich sie wirklich kenne, meine Angst. Und ganz plötzlich, nachdem sie lange geredet hat – denn wir hatten uns ja viel zu sagen nach so langer Zeit – verschwindet sie. Sie ist einfach wieder weg. Warum nur hatte ich mich so vor ihr gefürchtet? Sie wollte nur Aufmerksamkeit, wie alles Leben, damit es gedeiht und heilt – Aufmerksamkeit und Liebe. Die gab ich ihr an diesem schönen Morgen, in meinem Bett. Ich war da für sie, uneingeschränkt und lauschte mit offenem Herzen. Das ist Liebe.
Und Liebe ist es, die sie braucht, um zu heilen. Also lausche deiner Angst. Lass sie ihre Geschichten erzählen. Immer und immer wieder. Dann kannst du frei atmen und – das verspreche ich dir – sie wird dich nicht hinterrücks überfallen, an einem wunderschönen Morgen, nur um ein wenig Aufmerksamkeit von dir zu erhaschen…